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Aphorismen Titel

Aphorismen, Polemiken, Reflexionen

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Marx als Popikone
"Trinker aller Länder vereinigt euch"

Katholische Marx-Renaissance

Adorno-Zitat als Volksverhetzung?

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Marx als Popikone

„Trinker aller Länder vereinigt euch“

   Das Kapital kennt keine Scham, weil es ein anonymer Automatismus ist, der seine menschlichen Subjekte, die er dennoch benötigt, zu seinen Charaktermasken entfremdet, vom Hallenkehrer über die Manager bis zum Anteilseigner und Universitätsprofessor. Moral kommt in der kapitalistischen Gesellschaft nur vor, wo sie funktional uns Zugerichtete für diese Ökonomie gefügig macht oder als Werteillusion, damit wir nicht falsch träumen. Da verwundert es nicht, wenn in Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, eine Getränkefirma mit dem Untertitel dieser Polemik Reklame macht für ihren Fusel, den sie mit der „Popikone“ Karl Marx verkaufen will. Schon Lenin hatte erkannt, dass der Kapitalist noch den Strick verkauft, an dem er aufgehängt werden soll.

Nun ist nicht das Kapital liquidiert worden, sondern ein falscher Sozialismus hat sich selbst erhänkt – und hämisch wird zu jedem Jubiläum Marx erneut denunziert, sogar vermischt mit ein paar Wahrheiten, die man sich heute zu leisten glaubt, wie: Marx habe nichts mit dem Stalinismus zu tun. Wie immer auch die neue Popularität von Marx als Witz interpretiert wird, damit die Spießer, für die die Hannoversche Allgemeine Zeitung (1) schreibt, beruhigt sind - auf die scheinwissenschaftliche Verballhornung des Theoretikers kann man jedoch nicht verzichten. Auf die entscheidenden Einsichten von Marx für die Gegenwart darf man nicht massenhaft eingehen – der alte Moor könnte ja ernst genommen werden.

HAZ Marx als Popikone

Die Seite der Hannoverschen Zeitung vom 14.3.08 über Marx als Popikone.

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Ein Detlef Horster, derzeit Professor an der Leibniz Universität Hannover, macht sich ans Werk, Marx noch einmal zu widerlegen. Seine ökonomische Analyse gehe in Ordnung, seine „Revolutionstheorie“ habe aber nichts mit dieser ökonomischen Analyse zu tun. Sie lasse sich nicht begründen.

„(…) Ökonomie und Revolutionstheorie bilden bei Marx keine Einheit, sondern sind zwei verschiedene Gebiete.“  Die „Revolutionstheorie“ sei eine Illusion, sie widerspräche seiner „Entdeckung der Unüberwindlichkeit des Kapitalismus“.

Als Argument nennt Horster die Fähigkeit des Kapitals, immer zu den produktivsten Bereichen zu wandern, die den höchsten Profit versprechen. Diese banale Einsicht, die schon bei Adam Smith steht, ist ein singulärer Aspekt, aus dem Horster das Scheitern der „Revolutionstheorie“ begründet. (Auch wenn er noch andere Mechanismen andeutet.)  Ein Blick in den Wirtschaftsteil könnte Horster belehren, dass die produktiveren Bereiche niemals das ganze Kapital aufsaugen können, das ein großer Teil des Kapitals, wenn es keine Anlagemöglichkeit findet, brach liegt, eine Finanzblase bildet und zu einer Finanzkrise führt, die dann auf Kosten der Allgemeinheit „gemildert“ werden muss. Das heißt, Sicherung privater Profite durch Sozialisierung der Nebenkosten. Wie man aus der Flexibilität des Kapitals, die Leistungen der Gesellschaft für seine Profitmaximierung in Anspruch zu nehmen, auf das Scheitern der „Revolutionstheorie“ schließen kann, bleibt ein Rätsel. Es wäre doch eher ein weiterer Grund zur Revolution.

Marx war ein Wissenschaftler, der sich um exakte und stimmige Anwendung seiner Begriffe bemüht hat. Das kann man von Horster nicht sagen, er fällt auf die modischen Thesen der 60er und 70er Jahre herein, als man von „Revolutionstheorie“ faselte. Bei Marx kommt der Begriff – soweit ich sehe – überhaupt nicht vor. Revolutionen enthalten wie alle Handlungen ein voluntatives und spontanes Moment, das sich nicht in einer Theorie fassen lässt. Denn Theorie als Zusammenhang notwendiger Urteile über einen Gegenstandsbereich kann nicht einen immer auch mit dem Zufall behafteten Gegenstand haben. Das Handeln von Menschen kann immer nur im Nachhinein beschrieben, aber nicht theoretisch bestimmt werden. Versteht man unter Theorie etwas anderes, wie etwa in schlechten Kriminalfilmen die Hypothese des Inspektors, dann hat das nichts mit dem wissenschaftlichen Werk von Marx zu tun.

Horster scheint die Unzulänglichkeit seiner Kritik zu ahnen, deshalb schiebt er die bloß behauptete, aber nicht begründete These aller Antikommunisten nach:

„Fazit: Der Kapitalismus birgt in sich die ehernen Gesetze zur Selbsterhaltung und Reproduktion.“ (Gemeint ist die Selbsterhaltung seiner selbst.)

Wenn das stimmt, dann wäre die Abkehr von einer revolutionären Veränderung tatsächlich gerechtfertigt, man müsste Sozialdemokrat Schröderscher Provenienz werden oder könnte bestenfalls „Arzt am Krankenbett des Kapitalismus“ wie die SPD in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts spielen.

Schaut man sich die Ökonomie des Kapitals an, dann wächst das Kapital geometrisch, der durch Ausbeutung produzierte Mehrwert (bzw. Profit) wird wieder profitabel angelegt, während die Lohnabhängigen bestenfalls ein paar mehr Konsumgüter ergattern können und in den letzten Jahren sogar Reallohnverluste hinnehmen mussten. Der wachsende Kapitalreichtum schlägt um in politische Macht und damit in Machtlosigkeit der Lohnabhängigen und ihrer Familien (ca. 90 % der Bevölkerung). Der deutsche Faschismus war ein erster sinnfälliger Ausdruck dieser Tendenz.

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Doch die Reduktion der bestehenden Ökonomie auf ihre Fähigkeit, sich selbst zu erhalten, ist Interesse geleitet durch das eigene Karrieredenken unter dem Kapital oder durch theoretische Unfähigkeit. Die kapitalistische Produktionsweise ist ein Ganzes ohne bewusstes Subjekt, das dieses Ganze steuern könnte, sie kann die Beziehungen der Kapitalien untereinander und zu den Lohnabhängigen nur regeln über Krisen, die als permanente Möglichkeit in ihr liegen. Leittragende der Krisen sind immer die Lohnabhängigen. Solange es Kapitalismus gibt, ist seine notwendige Krisentendenz Grund für seine Abschaffung.

Marx schöpfte seine Hoffnungen auf Veränderung aus der Konfrontation dieser Tatsachen mit dem Bewusstsein der Opfer, die Täter werden sollten, um Bedingungen zu errichten, in der die „volle und freie Entwicklung jedes Individuums“ möglich wird („Das Kapital“, MEW 23, S. 618). Sein Aufweis der absoluten und relativen Verelendung, der Entwürdigung, der Ausbeutung und Unterdrückung qua Herrschaft eines entfremdeten, nicht kontrollierbaren Mechanismus, der sich in Krisen bis zur Vernichtung von Menschen offenbart, stellt das agitatorische Moment seiner Kapitalismusanalyse dar, das entscheidend ist für seine Revolutionshoffnung, deren wahren Grund Horster aber verschweigt.

Kapital existiert nur im Prozess seiner Verwertung, der von den Lohnabhängigen in Gang gehalten wird. Treten diese in einen Generalstreik, dann gibt es kein Kapital mehr. Sozialismus hängt heute also allein von dem Willen der Lohnabhängigen ab, ihre Kapitalherrschaft abzuschütteln. Damit die Arbeitenden nicht auf solche Ideen kommen, müssen die Gedanken von Marx verfälscht und als belanglos abgetan werden, indem man seinen Todestag als Popikone (für den Lesepöbel) oder als „großen“ Ökonomen, aber gescheiterten Revolutionstheoretiker (für die gebildeten Leser) „feiert“. Der große Denker Marx als Standortvorteil.

Bedenkt man, dass die nationalen Kapitalien international konkurrieren und diese Konkurrenz nicht nur militärisch abgesichert wird, sondern auch zu Kriegen führt, dann hat Rosa Luxemburg mit ihrer Formel „Sozialismus oder Barbarei“ die Alternative der kapitalistischen Gesellschaft zu ihrer Zeit auf den Punkt gebracht. Der Faschismus und die beiden Weltkriege sind empirische Belege für diese These.

Heute, im Zeitalter größerer Globalisierung des Kapitals, wo wir in Europa scheinbar in Frieden leben und nur ein paar aufsässige Völker militärisch ruhig gehalten werden müssen, vor allem weil es dort ausbeutbare Rohstoffe gibt, heute klingt diese Formel von Luxemburg vielen übertrieben. Doch wer so denkt, macht sich Illusionen über die tödliche Dynamik dieser Ökonomie. Mit der systemimmanenten Entwicklung der Produktivkräfte sind auch die Destruktivkräfte bis zu den Atomwaffen immer mehr verbessert worden. Die ökonomische Hegemonie der USA, deren Pendant die militärische ist, stößt auf die Konkurrenz der EU (Angriff auf die Leitwährung Dollar) und anderer aufsteigender Großmächte wie Russland, China und Indien. Dass diese ökonomische Konkurrenz auch in militärische Konfrontation umschlägt, ist nach den Erfahrungen mit 250 Jahren Industriekapitalismus wahrscheinlich. Die nicht aufhaltbare Zerstörung einer lebenswerten Umwelt zeigt, dass im Konfliktfall sich immer das Kapital durchsetzt. Die mehrmalige Vernichtung der Menschheit mittels der angehäuften Atomwaffen ist eine reale Möglichkeit. Im Lichte dieser Überlegungen klingt die Formel von Luxemburg harmlos - der Kapitalismus verschärft in der Gegenwart diese Alternative, sie muss lauten: Sozialismus oder Untergang der Gattung.

Wer wie Horster nach dem Motto schreibt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, arbeitet mit am Untergang der Gattung, er gehört zu denen, die Marx „elende Skribenten“ genannt hat.

Also „(Fusel-)Trinker aller Länder vereinigt euch“, die Erinnyen werden sich jedoch auch in Zukunft diesem ideologischen Gesöff verweigern.

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(1) Alle Zitate, wenn nicht anders vermerkt, aus der HAZ vom 14.3.08, S. 4.

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Katholische Marx-Renaissance

Ein gewisser Marx, Reinhard, Erzbischof von München, warnt vor Marx, Karl, Kapitalismuskritiker:

„Wenn unser(!) Wirtschaftssystem sich einem nur(!) an Kapitalinteressen verpflichteten Kapitalismus zuwendet, darf man sich nicht wundern, wenn mein Namensvetter eine Renaissance(!) erlebt.“ Das wäre „nicht gut für uns alle(?)“.

Es ist immer wieder das Gleiche, der Kapitalist soll kein Kapitalist sein, sondern eine Mutter Theresa – auch wenn immer mehr Menschen auf der Erde hungern bei steigendem Reichtum des sich verwertenden Werts. Dass ein Kapitalist - seiner Funktion nach - soviel wie möglich Profit aus seinem Kapital herausholen muss, bei Strafe seines ökonomischen Ruins, ist dem Erzbischof ein „ideologisches Vorurteil“.

Die konservative Gesellschaftskritik bürstet den Bär, ohne ihn zu berühren. So kann man die scheuen Rehe ablenken, bis der Bär sie als Lohnsklaven gerissen und dann den Kadaver liegen gelassen hat.

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Adorno-Zitat als Volksverhetzung?

Wer nach dem protestantischen Arbeitsethos erzogen wurde, wer diesen kapitalistischen Geist verinnerlicht hat und die kapitalistische Demokratie für die beste aller Welten hält, der wird dann schon nervös, wenn er plötzlich ohne Arbeit dasteht. Dem gehen tatsächlich mal die Nerven durch, wenn ihm auch noch Hartz IV gekürzt oder ganz gestrichen wird. Wer dann noch an einen patzigen Mitarbeiter im Arbeitsamt gerät, der randaliert vielleicht, weil er die Spannung zwischen seinem verkorksten Ich-Ideal und der herben Wirklichkeit der Marktanarchie nicht aushält.

Zeigt man für solch ein armes Schwein als Außenstehender Verständnis, gar noch im Zusammenhang mit einem Adorno-Zitat, dann kommt gern mal die Staatsanwaltschaft: Verdacht auf Billigung von Straftaten und Volksverhetzung.

Wie dem auch sei, wir finden das kriminalisierte Adorno-Zitat richtig:

„Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.“ 

Bezug zur Quelle: www.elo.forum.org  (news-diskussionen-tagespresse)   vom 27.3.08

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Letzte Aktualisierung:  08.09.2008